Kunstwerkstatt am Hellweg
Panorama 09
Die Geschichte der Kunstwerkstatt am Hellweg


Gründung der ersten Stellmacherei 1895:

Erste Eintragungen:
2. Januar 1895
Spellberg, Höntrop: 1 neues Schubkarrenrad
10. Juli 1895
2 Räder gefertigt mit 12 Speichen
27. März 1895
Baaks, Eppendorf: einen neuen Scherbaum für zweispännige Egge
29. März 1895
2 neue Balken und Querholme gezähnt

Dies sind die ersten Eintragungen in das Kassenbuch des Stellmachermeisters Albert Werneke, Höntrop, Hellweg 9.

Linie B523

Albert Werneke war als Stellmacher ins Ruhrgebiet gezogen, wo die Stahlkocher und Bergleute neben den Bauern mit ihren Aufträgen eine gesicherte Zukunft versprachen. Am Hellweg in Höntrop erwarb er ein Stück Land und fertigte in seiner Werkstatt als Stellmacher aus Holz und Stahlringen Speichenräder und Karren aller Art zum Schieben oder Ziehen für Mensch und Pferd; und er reparierte natürlich.

Geschlagen wurde das Holz, Buchen, Eichen und Ulmen, vor allem im nahen „Weitmarer Holz“, transportiert dann im Winter von Fuhrwerken der Bauern oder Fuhrunternehmen, einige Jahre gelagert nach dem Sägen auf dem Gatter, einer Säge mit 4–6 nebeneinander senkrecht angeordneten Sägeblättern.

Eines Spätabends im Jahre 1926 zieht Albert Werneke einen seiner Karren über den Hellweg – damals eine Baumallee mit Kopfsteinpflaster –, wird von einem der noch seltenen Automobile angefahren und erleidet dadurch tödliche Verletzungen.

Als in den 30er Jahren dann die ersten Autos auch in Wattenscheid fuhren, interessierten sich die Söhne des Albert Werneke natürlich für diese neue Form der Fortbewegung. Nach dem frühen Tod des Firmengründers begannen sie, Aufbauten auf angelieferten Chassis (Fahrgestell mit Motor) zu bauen. Dazu wurde ein Modell für den Aufbau im Maßstab 1:4 entworfen. Für die Holzunterkonstruktion musste dann die Zeichnung im Maßstab 1:1 angefertigt werden, als genaues Abbild der einzelnen Holzelemente, die verzapft miteinander verbunden wurden. Die Kotflügel und die Motorhaube wurden in wochenlanger Arbeit mit einem Hammer in die gewünschte Form getrieben. Getrieben wurden auch die Rundungen und Ecken der 1 mm starken Bleche, die um die Holzunterkonstruktion des Aufbaus gelegt, festgenagelt oder an die Bleche gelötet wurden, die Holzkonstruktion bekam so einen Blechmantel.

Die Sitze und die Innenverkleidung wurden vom Polsterer angefertigt. Jedes Auto dieser Zeit war ein Unikat – einmalig, so waren die Anfänge! Große Unternehmen begannen mit der Serien- und später mit der industriellen Produktion, wie Horch, Ford, Mercedes, Porsche, Adler, Borgward etc.

Die Brüder Werneke blieben bis zum Zweiten Weltkrieg bei der handwerklichen Produktionsweise. Während des Krieges wurde der Betrieb mit „kriegswichtigen“ Aufgaben betraut, und die Söhne Albert, Josef und Hans wurden nicht eingezogen, sondern mussten Wehrmachtfahrzeuge in der Heimat reparieren.

Nach dem Krieg, in der Wiederaufbauphase, wandelte sich der Wagenbau. Die Autoproduktion fand in der Regel in großen Werken statt durch industrielle Produktionsverfahren. Die handwerkliche Arbeit beschränkte sich auf Sonderanfertigungen, die je nach den Wünschen der Kunden ausgeführt wurden. Die Materialien für den Aufbau wandelten sich, an die Stelle von Holz als Konstruktionselement traten Blechprofile und später gestanzte Ersatzteile aus Blechstücken.

Die Entwicklung der Personen- und Lastwagen spiegelte sich in der handwerklichen Produktion. Zu Anfang wurden die Unfallschäden an den Blechteilen in der Regel ausgebeult und die tragenden Teile gerichtet, später trennte man die ramponierten Teile heraus und schweißte neue Ersatzteile ein. Zierleisten, Porzellanblumenvasen oder verchromte Stoßstangen gehören heute der Vergangenheit an, genauso wie Peilstangen an den Stoßstangen der LKW’s.

Das Wirtschaftswunder mit der enormen Zunahme des Personen- und Güterverkehrs auf der Straße führte zu einem entsprechenden Ausbau der Firma. Umsiedeln wollten die Brüder nicht. Sie bauten auf der anderen Straßenseite weitere Werkshallen und eröffneten zusätzlich eine Tankstelle. Nachbar war der damalige Hellwegbrunnen mit Pferd und Reiter in Halbrelief an der Hauswand.

Der älteste Teil der Stellmacherei Albert Werneke (Nachfolgefirmen: Albert Werneke, Karosseriebau bis 1965, dann Karosseriebau Werneke GmbH neben der Firma Albert Werneke, Inhaber Josef Werneke, die 1985 auf Anne Cebulla überging und 1992 aufgelöst wurde. Der traditionsreiche Karosseriebau am Hellweg ging mit dem Ausscheiden des Karosseriebaumeisters Josef Werneke zu Ende.) ist die Holzverarbeitung. Hier stehen noch einige der alten Maschinen: eine Werkbank, eine Fräse, eine Langlochbohrmaschine, eine Dickte, eine Abrichte und eine Bandsäge; sie alle können noch mit je separaten Elektromotoren über Treibriemen in Betrieb gesetzt werden und sind funktionstüchtig. Da sie allerdings nicht mehr den aktuellen gewerblichen Arbeitsschutzvorschriften genügen werden sie nur noch privat bei Bedarf eingeschaltet.

In dieser ehemaligen Stellmacherei finden nun die Veranstaltungen der „Kunstwerkstatt am Hellweg“ statt. Die Besucher der Kunstwerkstatt sitzen zwischen den alten Maschinen.  Dank der alten Holzdecke und der Raumhöhe ist die Akustik geradezu ideal. Die Interpreten aus Nah und Fern fühlen sich in dieser Atmosphäre sehr wohl. Sicherlich auch weil der Raum einlädt, die Verbindung herzustellen zwischen gestern und heute: Verwandeln und Bewahren. Die Besucher spüren, wie bruchlos Vergangenes und Gegenwärtiges sich verzahnen kann.
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